Als vor rund 30 Jahren Österreichs erste FHs ihre Pforten öffneten, schien der Unterschied zur traditionellen Uni enorm: hier praxisorientierte, effiziente Ausbildung in Schulklassen, dort wissenschaftliche Bildung in Eigenverantwortung und Selbstorganisation.
Seither sind sich die unähnlichen Schwestern um vieles ähnlicher geworden – die Unis „verschulter“ mit strafferen Studienplänen und mehr Anwesenheitspflicht, die FHs „wissenschaftlicher“ mit eigener Forschung, Bibliotheken und internationalen Kooperationen.
Die Auswahl an Studiengängen ist bei beiden enorm vielfältig, doch oft ist mit der Entscheidung für ein Berufsziel auch die Frage „Uni oder FH?“ geklärt. So führt etwa der Weg zum Arztberuf oder zu juristischen Berufen nur über die Universität, während beispielsweise Physiotherapeut:innen oder Sozialarbeiter:innen ausschließlich an FHs ausgebildet werden. In den Bereichen Wirtschaft und Technik gibt es meist beide Optionen, wobei im Uni-Studium die Spezialisierung später erfolgt als an der FH.
Die FH verlangt durchgängige Anwesenheit, wobei individuell natürlich gewisse Fehlzeiten (z.B. Krankenstände) toleriert werden (meist 20 bis 30 %). An den Unis unterscheidet man grundsätzlich zwischen prüfungsimmanenten und nicht-prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen – erstere sind mit einer Anwesenheitspflicht verbunden, um bei den Prüfungen antreten zu können. Wer individuelle Freiheiten genießt und sich selbst zum Lernen motiviert, dem wird das Uni-System besser gefallen, wer gern klare Strukturen hat, wird die FH bevorzugen.
Fachhochschulen arbeiten eng mit dem jeweiligen Berufsfeld zusammen. Praktika sind in allen Studiengängen Pflicht, häufig in Zusammenhang mit der Bachelor- oder Masterarbeit. Sowohl Unis als auch FHs haben Partnerhochschulen im Ausland und nehmen an internationalen Austauschprogrammen teil.
An vielen Fachhochschulen beginnen die Aufnahmeverfahren bereits im März, insbesondere für die besonders begehrten Plätze in Gesundheitsstudien. Im Technikbereich werden hingegen an manchen FHs bis knapp vor Studienbeginn im Herbst noch letzte Studienplätze vergeben. Die Uni-Aufnahmetests finden in den Sommerferien statt – mit Ausnahme mancher Kunstuniversitäten. Dennoch endet die Bewerbungsfrist teilweise erheblich früher: Die Anmeldung für den Medizin-Aufnahmetest (MedAT) im Juli schließt bereits im März. Für Uni-Studien ohne Zugangsbeschränkungen endet die Zulassungsfrist meist erst wenige Wochen vor Semesterbeginn. 2023 war etwa an der Uni Wien bis September Zeit, sich einzuschreiben.
Seit der Umstellung auf das Bologna-System schließen Uni- und FH-Studien mit denselben Abschlüssen ab: Nach 3 bis 4 Jahren gelangt man zum Bachelor, nach weiteren 1 bis 2 Jahren zum Master. An den Universitäten gibt es noch Ausnahmen, so sind etwa die Rechtswissenschaften meist noch als Diplomstudium mit Magisterabschluss organisiert.
Bei der Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Hochschule soll eines immer im Mittelpunkt stehen: Wo kann man die eigenen Stärken und Interessen am besten entfalten? Übrigens: Immer mehr Studierende machen den Bachelor an der Uni und den Master an der FH oder umgekehrt. Die Antwort auf die Frage „Uni oder FH?“ lautet daher immer öfter: Beides!
SCHLÜSSEL ZUM STUDIUM
Die Matura öffnet alle Türen? Leider nicht ganz, denn immer mehr Studiengänge sind mit Zugangsbeschränkungen belegt – ein Aufnahmetest muss absolviert werden. Infos unter www.aufnahmepruefung.at.
WO WERDEN AUFNAHMETESTS GEMACHT?
Vor einem FH-Studium erwartet dich ein (meist mehrstufiger) Aufnahmetest. Auch einige Universitätsstudiengänge sind mittlerweile zugangsbeschränkt. Dort finden die Prüfungen aber nur statt, wenn mehr Anmeldungen als Studienplätze eintrudeln.
ACHTUNG, ANMELDEFRIST!
Vor allem bei Studien, die an einen Aufnahmetest geknüpft sind, ist eine rechtzeitige Anmeldung wichtig. An FHs ist die Deadline meist im April oder Mai, während man an Universitäten oft bis Juni oder Juli Zeit hat. Trotzdem solltest du dich früh informieren, um Zeit für die Vorbereitung zu haben. Außerdem wichtig zu wissen: An Universitäten kann eine Testgebühr anfallen.
VORBEREITUNG – NUR WIE?
Bei universitären Aufnahmeverfahren kann vor allem das umfangreiche Stoffgebiet, das es zu lernen gilt, einschüchternd wirken. Das große Pensum zielt darauf ab, dich auf die Lernmengen des Studiums vorzubereiten. Bewahre also Ruhe, teile dir den Stoff gut ein und bitte eventuell eine Fachlehrkraft an deiner Schule um Hilfe. An FHs hat die Aufnahmeprüfung oft große Ähnlichkeit mit Intelligenztests. Die Aufgabenstellungen können anfangs verwirrend und ungewohnt sein, es gibt jedoch zahllose Testtrainer, mit deren Hilfe du dich genau vorbereiten kannst.
ABLAUF
Die meisten Aufnahmeprüfungen werden am Computer absolviert. Dieser wird vor Ort bereitgestellt. Manchmal verlässt man sich aber auch noch auf Papier und Stift. Handschriftliche Notizen sind jedenfalls erlaubt. Beachte die Instruktionen und Hinweise der Testleitung und gib einfach dein Bestes!
UND WENN ES NICHT KLAPPT?
Nur den Kopf nicht hängen lassen! Jedes Jahr bewerben sich hunderte für einen Platz in dem Studiengang, den auch du dir gewünscht hättest. Wenn das Fach dich wirklich begeistert, versuche im nächsten Jahr noch einmal dein Glück! Es gibt viele Möglichkeiten, das „Gap Year“ zu überbrücken, und du hast damit ausreichend Zeit, dich noch besser vorzubereiten.