Gleich in den Job oder noch eine Ausbildung machen? Kolleg oder Studium? Universität oder Fachhochschule? Oder sogar ein Unternehmen gründen? Hier findest du einen groben Überblick über deine Möglichkeiten nach der Matura.
Ob zu viele Interessengebiete oder einfach keine Idee – eine Ausbildungs- bzw. Berufsentscheidung kann Angst machen oder überfordern. Probier dich aus und denke daran, dass keine Entscheidung sofort in Stein gemeißelt ist. Es ist völlig in Ordnung, ein wenig orientierungslos zu sein, doch es liegt an dir, deinen persönlichen Kompass zu finden.
Die Sommerferien nach der Matura dauern etwas länger als gewohnt. Sprachreisen, eine Interrail-Reise, Workcamps in den verschiedensten Ländern sind nur drei von vielen Möglichkeiten, diese Zeit zu nützen.
Burschen, die für tauglich erklärt wurden, erwartet zunächst der Militär- oder Zivildienst. In dieser Zeit kannst du Geld verdienen und viele neue Bekanntschaften schließen. Auch viele junge Frauen entscheiden sich für ein Jahr beim Bundesheer oder ein Freiwilliges Soziales Jahr.
Ein Geheimtipp für die Freizeit: Alle Grundwehr- und Zivildiener sowie alle, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren, erhalten ein KlimaTicket der ÖBB (http://www.klimaticket.at)
Soziales Engagement in Entwicklungsländern – es gibt unzählige Projekte, bei denen du mitwirken kannst: an Schulen unterrichten, bei Bauprojekten helfen, Tierschutz unterstützen … Bezahlung kannst du dir nur selten erwarten, meist kommen die Organisationen lediglich für Kost und Logis auf, dafür sammelst du unersetzliche Erfahrungen. Auch der Zivildienst kann im Ausland absolviert werden, das bedarf allerdings einiger Planung. Generell ist wichtig, dass du dich einer verlässlichen Organisation anvertraust und deinen Aufenthalt gründlich vorbereitest.
Es spricht nichts dagegen, ein Jahr lang zu arbeiten, um eigenes Geld zu verdienen und gleichzeitig über die Zukunft nachzudenken. Vielleicht erkennst du durch erste Joberfahrungen, welcher Karriereweg bzw. welches Studium dich interessiert!
Du kannst auch gleich nach der Matura (bzw. nach Bundesheer oder Zivildienst) in die Berufswelt einsteigen. Vor allem als Absolvent:in einer BHS hat man in vielen Branchen gute Aussichten am Arbeitsmarkt. Der öffentliche Dienst, Banken sowie Versicherungsunternehmen stellen z. B. für AHS-Maturant:innen attraktive Arbeitgeber dar.
Mögliche Branchen und Arbeitgeber:innen für den Jobeinstieg nach der Matura findest du in Kapitel 5.
Vorteile: sofortiges Einkommen und Berufspraxis
Nachteile: möglicherweise fehlendes Know-how
Informationen zu Jobaussichten unter
http://www.ams.at
Für bestimmte Tätigkeiten gibt es keine allgemein zugänglichen Bildungswege. Diese Ausbildungen werden direkt durch den Dienstgeber vermittelt. Damit sind meist bestimmte Verpflichtungen verbunden (z. B. Kündigungsverzicht auf eine gewisse Zeit).
Beispiele wären die Pilot:innen- und Flugbe-gleiter:innenausbildung oder auch eine Karriere bei der Polizei. Nähere Infos findest du in Kapitel 4 beim Berufsbild Polizist:in sowie in Kapitel 5 in der Branche „Luftfahrt“.
Vorteile: eine fundierte, meist bezahlte Ausbildung
Nachteile: Bindung an ein Unternehmen, außerdem Kündigungsverzicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums möglich
Eine Berufsausbildung nach der Matura kann von Vorteil sein – auch wenn für diese die Matura gar keine Voraussetzung ist. Für Maturant:innen ist die Dauer der Lehre meist verkürzt. Einige Ausbildungen können in nur 2 Jahren absolviert werden.
Im Sozial- und Gesundheitsbereich sowie im technischen Bereich gibt es interessante Möglichkeiten (mit verbesserten Aufnahmechancen), die gute Jobchancen bieten.
Beispiele sind Ausbildungen im pädagogischen bzw. sozialen Bereich oder auch Lehrberufe im technischen Bereich (z. B. EDV-Technik, Kommunikationstechnik, Medienfachfrau/-mann, Mechatronik, Mikrotechnik), die für Maturant:innen 2 bis 3 Jahre dauern. Institutionen der Erwachsenenbildung (z. B. WIFI, bfi) bieten ebenfalls spezielle Lehrgänge für Maturant:innen an.
Vorteile: fundierte Ausbildung vor dem Berufseintritt, Praxisorientierung, Erleichterungen als Maturant:in (Dauer, Zugang)
Nachteile: mind. 2 Jahre mehr auf der „Schulbank“
Mehr unter: erwachsenenbildung.at, www.wifi.at, www.dualeakademie.at und www.bfi.at
Kollegs sind eine tolle Möglichkeit, zu beruflichem Know-how zu kommen. Sie bieten eine umfassende postsekundäre Berufsausbildung mit interessanten Spezialisierungsmöglichkeiten. Das Mindestalter für den Besuch eines Kollegs beträgt 18 Jahre und der Aufbau ist jenem in der Schule sehr ähnlich. Es herrscht Anwesenheitspflicht, es gibt Tests, und auch die Mitarbeit in den einzelnen Einheiten ist wichtig. Die Ausbildung dauert in der Regel 4 Semester. Für bereits Berufstätige werden die Lehrveranstaltungen oft am Abend abgehalten, in diesem Fall dauert das Kolleg 6 Semester.
Abgeschlossen wird das Kolleg mit einer Diplomprüfung. Wer eine technische Ausbildung an einem Kolleg und eine mindestens dreijährige einschlägige Berufspraxis nachweisen kann, darf sich die Standesbezeichnung „Ingenieur:in“ verleihen lassen.
Kollegs gibt es in vielen Bereichen, z. B. Anlagentechnik, Energieplanung, Bautechnik, Chemie, Design, Druck- und Medientechnik, Elektronik, Fotografie, Grafik, Kindergartenpädagogik, Maschineningenieurwesen, Möbelbau, Sozialpädagogik, Tourismus und viele mehr.
Vorteile: berufspraktische Ausbildung, kurze Dauer, Vereinbarkeit mit einem Job
Nachteile: 2 Jahre mehr auf der „Schulbank“, Absage bei zu wenigen Teilnehmer:innen möglich
Mehr unter: www.berufsbildendeschulen.at
Österreichs Fachhochschulen haben sich in den vergangenen Jahren dynamisch entwickelt. Aus guten Gründen: Als Studiengänge auf Hochschulniveau ermöglichen sie eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung. Diese umfasst meist einige Praxis.
Fachhochschulstudien gibt es vor allem in den folgenden Bereichen:
• Gestaltung, Kunst
• Gesundheitswissenschaften
• Militär- und Sicherheitswissenschaften
• Naturwissenschaften
• Sozialwissenschaften
• Technik, Ingenieurwissenschaften
• Wirtschaftswissenschaften
Mehr als die Hälfte der angebotenen Studiengänge sind berufsbegleitend organisiert. Im Unterschied zu Universitäten werden Fachhochschulen meist von privaten Erhalter:innen betrieben, die vom Bund und anderen Einrichtungen finanziell gefördert werden.
Da die Anzahl der Studienplätze pro Jahr und Studiengang beschränkt ist, gibt es fast immer Aufnahmeverfahren. Diese setzen aber nicht unbedingt die Reifeprüfung voraus, sondern stehen auch für Bewerber:innen mit einschlägiger beruflicher Qualifikation offen.
Vorteile: hochwertige akademische Ausbildung mit starkem Praxisbezug, Orientierung an Bedürfnissen der Wirtschaft – sehr gute Arbeitsplatzchancen
Nachteile: „verschulter“ Betrieb, je nach Fachrichtung Mobilität notwendig
Mehr unter: www.wegweiser.at und www.fachhochschulen.ac.at
Für diejenigen, die sich eine umfassende akademische Ausbildung wünschen, stellt die Universität eine passende Möglichkeit dar.
Bachelor-, Master- und Diplomstudien an öffentlichen Universitäten gibt es vor allem in den Bereichen:
• Geistes- und Kulturwissenschaften
• Ingenieurwissenschaften
• Kunst
• Lehramt
• Medizin
• Naturwissenschaften
• Rechtswissenschaften
• Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
• Theologie
Absolut entscheidend ist die Wahl des richtigen Studiums. Folgende Fragen solltest du für dich unbedingt beantworten können:
Vorteile: akademische Ausbildung auf hohem Niveau, viel Freiraum und Eigenverantwortung
Nachteile: oft wenig Praxisnähe, wechselnde Jobaussichten, Zugangsbeschränkungen für einzelne Studien
Mehr Information unter: www.studienwahl.at
Wenn du selbst Lehrer:in werden möchtest, dann bist du in einer pädagogischen Hochschule bestens aufgehoben. Um an einer Volksschule, Neuen Mittelschule, Sonderschule oder Berufsbildenden Schule als Lehrkraft tätig zu sein, kann man an pädagogischen Hochschulen studieren. Lehramtsstudien sind als Bachelorstudium für 8 Semester und 240 ECTS-Punkte konzipiert, mit aufbauendem Masterstudium. Um als Gymnasiallehrer:in tätig zu sein, muss man an einer Uni studieren.
Vorteile: fundierte Berufsausbildung
Nachteile: unterschiedliche Jobchancen bei verschiedenen Lehrgegenständen
Gerade nach der Matura bietet es sich an, ein halbes oder ganzes Jahr Freiwilligendienst zu leisten. Hier hast du die Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern, Menschen mit Behinderung oder älteren Menschen zu sammeln. Wer sich lieber für die Umwelt einsetzen möchte, kann dies in einem freiwilligen Umweltjahr tun. Natürlich kann auch Freiwilligenarbeit im Ausland geleistet werden.
Freiwilligenarbeit im Ausland eignet sich vor allem für jene Menschen, die Reisen und Arbeiten verbinden wollen. Hier gibt es bereits einige Anbieter in Österreich, wie z. B. AIFS (http://www.aifs.at) und TravelWorks (http://www.travelworks.at)
Wenn du Interesse an Freiwilligenprojekten sowie Austauschprogrammen hast, empfiehlt sich ein Blick in das Angebot des Europäischen Freiwilligendienstes (http://www.solidaritaetskorps.at). Mit dem Europäische Solidaritätskorps (ESK) bietet die EU jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die Möglichkeit, sich zu engagieren. Das Jugendförderprogramm unterstützt vielfältige Aktivitäten und Projekte, die die Gemeinschaft positiv beeinflussen.
Auf keinen Fall handelt es sich bei einem Freiwilligenjahr um vergeudete Zeit, denn du sammelst dabei wertvolle Erfahrungen und gewinnst einen großen Vorsprung an Reife dazu.
Vorteile: wertvolle Erfahrungen, dazugewonnene Reife
Nachteile: finanzielles Risiko
Egal, was man später machen will: Auslandserfahrungen werden immer wichtiger. Gleich nach der Matura bietet es sich an, ins Ausland zu gehen und internationale Erfahrungen zu sammeln. Eine ideale Möglichkeit dazu bietet z. B. EF mit seinen Bildungsprogrammen, welche von Sprachreisen bis hin zu einem Auslandssemester oder -jahr reichen.
Auslandsprogramme richten sich an junge Erwachsene, dauern zwischen 2 und 52 Wochen und können an über 50 unterschiedlichen Destinationen absolviert werden.
Das Kursangebot ist flexibel und auf deine Bedürfnisse zugeschnitten. Auch Intensität und Schwerpunkte können durch verschiedene Kursarten und Wahlfächer angepasst werden. Zur Auswahl stehen diverse Sprachen, z. B. Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch, Italienisch, Japanisch sowie Chinesisch und Koreanisch. Weiters gibt es auch die Möglichkeit, als Au-pair im Ausland zu arbeiten. Hier lebt man bei einer Gastfamilie und betreut deren Kinder. Im Gegenzug sind Kost und Logis frei, man bekommt ein wöchentliches Taschengeld. Daneben besteht meist auch noch die Möglichkeit, zu reisen oder zu studieren.
Vorteile: perfekte Sprachkenntnisse, wertvolle Erfahrungen im Berufsleben
Nachteile: eventuell hohe Kosten
Mehr unter: https://www.ef.at
http://www.culturalcare.at und http://www.aifs.at
Österreich erlebte in den vergangenen Jahren immer wieder Gründungsrekorde. Immer mehr Personen machen sich selbstständig. Ein-Personen- Unternehmen prägen das Bild.
Die Selbstständigkeit kann auch direkt nach der Matura ein interessanter Weg sein – sofern man schon das notwendige Know-how mitbringt oder den Familienbetrieb übernimmt. Auf Dauer kann man nur dann erfolgreich sein, wenn man den Markt sowie die Zielgruppen kennt und über entsprechende Produkte und Dienstleistungen informiert ist. Klar ist: Der direkte Weg in die Selbstständigkeit nach der Matura bringt Risiken mit sich, vor allem dann, wenn man nicht nur ein Ein-Personen-Unternehmen bleiben will. Praxiserfahrung ist wesentlich, um für die Selbstständigkeit gewappnet zu sein.
Vorteile: sein/e eigene:r Chef:in sein, eigene Ideen und Vorstellungen umsetzen
Nachteile: wirtschaftliches Risiko, voller persönlicher und zeitlicher Einsatz notwendig
Mehr unter: www.gruenderservice.at
Online werden auch wertvolle Tipps zur Betriebsübernahme und -nachfolge geboten.
Beantworte dir vor einer Entscheidung folgende Fragen: